Lothar Bührmann

Lothar Bührmann war Zeichner und Maler. In seinen Cartoons überträgt er Szenen aus dem Alltag, Abgründe der Politik und Höhenwege der Poesie in pointierte Sprachbilder. Sein prägnanter Humor resultiert aus analytischem Scharfsinn, aufklärerischer Haltung und der Lust am ästhetischen Spiel mit vielschichtigen Zeichenkörpern und schwankenden Bedeutungen.

In den hintergründig gefüllten Leerstellen seiner Bildräume offenbaren sich die Gelassenheit des lebensklugen Beobachters und die Souveränität des umfassend gebildeten Denkers. Auflesen, gegen den Strich bürsten, streichen und auf den Punkt bringen: In Bührmanns Cartoons verbindet sich formale Reduktion mit Erweiterung der Reflexion.

Im Gegensatz zu diesen verdichteten Miniaturen spannt Bührmann in seiner Malerei weite Bildhorizonte mit zahlreichen Akteuren und Themenfeldern auf. Hier treffen archaische und klassische Erzählungen auf zentrale Gegenwartsfragen.

Auf Friesen, Pergamenten und ähnlichen Bildträgern fügen sich collagehaft Personen und Positionen aus Wissenschaft, Kultur und Technik. In Stofflichkeit und Material trifft Archaik auf Gegenwart. Die Tableaus aus Porträts, Schaltplänen, wissenschaftlichen Modellen, Schrift und Bildzeichen befragen im Modus von Passagen durch Raum und Zeit kritisch technische Errungenschaften und Forschungsverfahren nach ihren Wirkungen auf den Menschen und seine Lebenswelt.

Bührmanns zeitkritische Position verbindet sich mit einem humanistischen Menschenbild, das in der antiken Philosophie wurzelt. Aus dieser bezieht er seine Vorstellung von einer Verknüpfung des technischem Wissens mit der Realisierung grundlegender menschlicher Utopien und der Schärfung des ästhetischen Bewusstseins. Der Künstler hinterlässt ein Werk, das auf subtile Weise Kontraste und Konfrontationen inszeniert, das sich auf Widersprüche einlässt, am Widersinn Funken schlägt und aus dem Widerstand seine Formen schöpft.

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